Porträt von Dr. Ralf Möller, der freundlich in die Kamera blickt
Prof. Dr. Ralf Möller, Leitung Bereich Rehabilitation: 1998–2002 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg, 2005 Promotion zum Dr. iur. an der Universität Hamburg, 2012–2023 Studiendekan an der Hochschule der DGUV (HGU)

Anfang 2023 startete der Bereich Rehabilitation der BG ETEM in einer neuen Organisationsstruktur. Am 1. Mai übernahm Prof. Dr. Ralf Möller die neu geschaffene Position „Leitung Bereich Rehabilitation“. Er berichtet direkt an die Geschäftsführung der BG ETEM.

Experten sagen: Die Arbeitswelt der Zukunft wird immer digitaler, flexibler und vernetzter. Was bedeutet diese Entwicklung konkret für Beschäftigte, wie verändert sich ihre tägliche Arbeit?

Prof. Dr. Ralf Möller: Die tägliche Arbeit unserer Mitarbeitenden zeichnet sich bereits heute durch hohe Komplexität und Geschwindigkeit aus. Diese beiden Phänomene werden nach meiner Überzeugung die Arbeitswelt künftig noch stärker beeinflussen und prägen. Insoweit befinden wir uns bereits heute in der Arbeitswelt der Zukunft. In der täglichen Arbeit dürfte dies prognostisch zu einer Arbeitsverdichtung und Arbeitsmengensteigerung führen. Dies hat auch mit sich wandelndem Verhalten und Erwartungen unserer Versicherten zu tun. Diese wünschen sich und fordern von unseren Mitarbeitenden schnell Hilfe auch in komplexen Fällen. Dabei führen digitale Möglichkeiten und Kommunikationsmittel zugleich zu einer spürbaren Steigerung der Kontakte und Bearbeitungsschritte in der konkreten Fallbearbeitung. Die sichere und die Bearbeitung steuernde Kommunikation wird daher ein wesentlicher Schlüssel der erfolgreichen Sachbearbeitung sein.

Welche Eigenschaften sind in dieser Transformation aus Ihrer Sicht besonders wichtig für Beschäftigte und kann man sie lernen oder fördern?

Ich knüpfe an die vorherige Frage an: Kommunikationskompetenz ist von herausragender Bedeutung. Daneben spielen Veränderungsbereitschaft, Netzwerkkompetenz, komplexes Denken und Handeln sowie Kompetenzen im Wissensmanagement eine wichtige Rolle. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten sollten unsere Mitarbeitenden mitbringen. Durch Qualifizierungsmaßnahmen, tägliches voneinander und miteinander Lernen sowie lebenslange Lern- und Bildungsbegleitung als Arbeitgeber wollen wir unsere Mitarbeitenden fördern.

Wie lässt sich der Wandel, der gerade in der Arbeitswelt stattfindet, für Unternehmen wie Beschäftigte gut gestalten?

Der Schlüssel zur Gestaltung ist ein Miteinander im Sinne von „Geben und Nehmen“. Unsere Mitarbeitenden wünschen sich eine moderne Arbeitsumgebung, die Gestaltungsspielräume eröffnet. Die BG ETEM als Arbeitgeberin wünscht sich motivierte und eigenständig arbeitende Mitarbeitende. Dieses Miteinander gelingt durch moderne Ausstattung, betriebliche Vereinbarungen und im Alltag durch eine wertschätzende Führung. Für uns sind Mitarbeitende nicht Produktionsfaktoren, sondern Menschen, die für uns und unsere Versicherten täglich ihr Bestes geben.

Vielen Menschen betrachten die rasante technische Entwicklung mit Sorge. Was sind positive Aspekte von digitalen Tools und Künstlicher Intelligenz, wie unterstützen sie uns bei der Arbeit?

Digitale Tools sind kein Selbstzweck, sie unterstützen unsere Mitarbeitenden. Wir haben zum Beispiel mit RehaPlus eine Künstliche Intelligenz in Betrieb, die unsere Mitarbeitenden bei der Entscheidung unterstützt, ob ein Fall in der Sachbearbeitung verbleibt oder ins Reha-Management überführt werden sollte. Dabei ist uns wichtig: Die Entscheidung trifft der Mensch, die KI gibt dafür wertvolle Impulse. Digitale Tools wollen wir einsetzen, um schnell, zielgerichtet und mit hoher Qualität für unsere Versicherten Entscheidungen treffen zu können. Digitale Tools werden unsere Arbeit verändern; entscheidend ist, dass der Mensch den Taktstock in der Hand behält.