Auf seinem Computerbildschirm entwirft Sergen Sökmez gerade eine Verpackung. Mit wenigen Klicks bestimmt der 25-Jährige Form und Größe der Pappkonstruktion, die eine Spirituosenflasche und Trinkgläser schützen soll. Sergen Sökmez ist angehender Packmitteltechnologe bei der Laufer Verpackungen GmbH & Co. KG im ostwestfälischen Hövelhof. Er designt und fertigt täglich Verpackungsmodelle nach Kundenvorgaben.
Ein paar Sekunden verändern alles
Seinen Arbeitsalltag hat sich Sergen Sökmez mal anders vorgestellt. Mit 18 Jahren begann er bei Laufer seine Ausbildung zum Maschinenanlagenführer. „Mein Vater hat hier gearbeitet, mein Onkel ist noch im Betrieb – deshalb lag es nah, dass ich hier anfange“, erzählt er. Im Jahr 2022 änderte sich sein Leben im Bruchteil weniger Sekunden: Während einer Schicht bemerkte er eine Störung an einer Maschine und wollte ein verkantetes Materialstück mit der Hand befreien – dabei geriet seine rechte Hand zwischen zwei Walzen. Er betätigte den Nothalt, doch die Maschine hatte seinen Arm schon teilweise eingezogen. Es folgten Operationen, die Amputation der rechten Hand. Sergen Sökmez verbrachte einen Monat in der Klinik.
Unternehmer-Verantwortung
Sein Chef Daniel Laufer stand wenige Tage nach dem Unfall am Krankenhausbett
„Er sagte: ‚Du kommst auf jeden Fall zurück. Wir kriegen das schon hin‘“
Sergen Sökmez
Dass er nicht mehr als Maschinenanlagenführer arbeiten würde, stand fest. Nach einem Jahr Genesung und einer vierwöchigen Reha im BG Klinikum Bergmannsheil Bochum startete Sergen Sökmez im September 2023 neu durch: Er begann eine Umschulung zum Packmitteltechnologen.
Alter Betrieb, neuer Job
„Für mich war es keine Frage, dass ich Sergen als Mitarbeiter behalten möchte“, sagt Daniel Laufer, Geschäftsführer von Laufer Verpackungen. „Als Unternehmer fühle ich mich verantwortlich für meine Belegschaft.“ Diese Einstellung kommt nicht von ungefähr. Laufer Verpackungen ist ein klassischer mittelständischer Familienbetrieb. Er hat heute 150 Mitarbeitende und vertreibt seine Produkte an Kunden aus dem B2B-Bereich. „Spezialitäten statt Standardware“, beschreibt Daniel Laufer das Geschäftsmodell.
Die Belegschaft geht familiär miteinander um. Deshalb wollte Daniel Laufer Sergen Sökmez beim Start in sein neues Leben unbedingt helfen. Er setzte dafür alles in Gang, auch mit Unterstützung der BG ETEM: Sie hat die Umschulung vollständig unterstützt, Kosten für Lehrmittel und Fahrten übernommen, eine myoelektrische Handprothese finanziert, die die Signale des Nervensystems an die Prothese übermittelt, und den Umbau eines Autos finanziert, damit Sergen Sökmez mobil ist.
Gelungener Start in ein neues Leben
Sergen Sökmez ist froh über seinen neuen Job im Betrieb, die Wiedereingliederung ist gelungen: „Kollegen sehen und behandeln mich heute genauso wie vor dem Unfall.“ Der neue Arbeitsbereich ist eine Entwicklungschance, sein Kollege und Ausbilder Erwin Ehm ist ein prima Ansprechpartner. Sergen Sökmez blickt deswegen optimistisch in die Zukunft. Er will aber nichts beschönigen: „Man braucht für vieles im Leben zwei Hände, das fällt einem erst auf, wenn man nur noch eine hat.“
Auch Daniel Laufer ist zufrieden, dass Sergen Sökmez wieder in seinem Betrieb arbeitet: „Der Einsatz aller Beteiligten hat sich absolut gelohnt“, betont er. Was andere Unternehmer daraus lernen können? Seine Antwort: „Dass man sich kümmert.“
Mehr Informationen den Leistungen der BG ETEM nach einem Arbeitsunfall:
www.bgetem.de Webcode: 11211111
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