Zwei Hände schütteln einander. Während die eine Hand blau ist und aus Daten besteht, gehört die andere Hand einem Menschen.

Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht nur für die Wirtschaft interessant. Sie bietet auch Berufsgenossenschaften große Chancen. Denn überall dort, wo strukturierte Prozesse und umfangreiche Daten eine Rolle spielen, kann KI wirkungsvoll unterstützen. So lassen sich Abläufe beschleunigen und der Service für Mitgliedsbetriebe und Versicherte weiter verbessern – weil Mitarbeitenden mehr Zeit für die individuelle Beratung bleibt. 

Das sieht auch Dr. Johannes Hüdepohl so, der als Leiter der Stabstelle Controlling die Anwendung von KI bei der BG ETEM entscheidend vorangetrieben hat: „Aufgaben mit wiederkehrendem Charakter werden effizienter gestaltet, wodurch eine spürbare Entlastung für die Beschäftigten entsteht. Dies schafft Raum, sich verstärkt auf anspruchsvollere Themen zu konzentrieren und so konkreter auf die Bedürfnisse von Versicherten und Mitgliedsbetrieben einzugehen.“

Vorhandene Daten neu nutzen

Ein lohnendes Einsatzgebiet für KI ist die Analyse bereits vorhandener Daten – denn im Gegensatz zum Menschen kann der Computer riesige Datenmengen (Big Data) in kürzester Zeit durchsuchen. Die BG ETEM verfügt über umfangreiche Datenbestände zu Arbeitsunfällen und Rehabilitation. Bei der Analyse dieser Daten werden häufig Zusammenhänge sichtbar, die zuvor nicht aufgefallen sind. Daher eignet sich diese Vorgehensweise auch gut für ­Vorhersagen und Prognosen. Ein Weg, den die BG ETEM aktiv verfolgt, erläutert Johannes Hüdepohl: „Durch datenbasierte Unterstützung sollen Entscheidungen präziser und effizienter gestaltet werden. Diese Ziele werden inzwischen durch KI-basierte Entscheidungsvorbereitung erreicht.“

Konkret heißt das, dass Mitarbeitenden aus einer Vielzahl von Möglichkeiten eine optimale Auswahl präsentiert wird. Die endgültige Entscheidung treffen die Mitarbeitenden dann aber selbst. Durch die Unterstützung der KI sind sie jedoch in der Lage, mehr Fälle schneller und in besserer Qualität zu bearbeiten.

Schneller Entscheidungen treffen können

Eine solche Lösung nutzt die BG ETEM schon seit mehreren Jahren für Regressverfahren. Hier geht es darum, bei fremdverschuldeten Unfällen geleistete Aufwände ganz oder teilweise von einem schadenersatzpflichtigen Dritten zurückzuholen. Die KI identifiziert die Fälle mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit und konnte so die Einnahmen signifikant steigern. Auch in der Rehabilitation nach einem Arbeitsunfall setzt die BG ETEM auf Unterstützung durch KI: RehaPlus heißt das Programm, das dabei hilft, Versicherte zu identifizieren, die von einer persönlichen Betreuung durch das Reha-Management der BG ETEM besonders profitieren können. 

Insgesamt sind bei der BG ETEM inzwischen fünf verschiedene KI-Lösungen im Einsatz: Neben denen für Regress und Rehabilitation gibt es eine Lösung zur Identifikation von Betrieben mit erhöhtem Unfallrisiko, eine zur teilautomatisierten Verarbeitung von Gewerbeanmeldungen sowie eine zur Unterstützung in der Unfallanzeigendokumentation. Weitere Projekte sind bereits in Arbeit.

Der Mensch behält die Kontrolle

Bei allen KI-Anwendungen ist es der BG ETEM besonders wichtig, die Kontrolle über die Technik zu behalten. Sie nutzt nur Verfahren, die mit transparenten, vorab definierten Kriterien arbeiten. So bleiben die Entscheidungen jederzeit nachvollziehbar. Denn für die BG ETEM gilt: Die Technik soll dem Menschen dienen – nicht umgekehrt.