Eine Ärztin hält ein Röntgenbild und spricht mit einer weiteren Person.

Am wichtigsten für eine erfolgreiche Rehabilitation ist eine hohe medizinische Versorgungsqualität. Deshalb betreibt die gesetzliche Unfallversicherung an 13 Standorten in ganz Deutschland Spezialeinrichtungen mit besonderer Kompetenz in der Behandlung von Unfallopfern und Menschen mit Berufskrankheiten: die BGKliniken. Sie sind der größte öffentlich-rechtliche Krankenhauskonzern in Deutschland und behandeln jährlich mehr als eine halbe Million Menschen. Träger der BGKliniken sind alle neun gewerblichen Berufsgenossenschaften – also auch die BGETEM – sowie acht Unfallkassen.

Spezialisiert auf Schwerstverletzte

Die BGKliniken sind unter anderem auf die Versorgung von schwersten, lebensbedrohlichen oder besonders komplexen Verletzungen spezialisiert. Dazu zählen etwa Mehrfachverletzungen (Polytrauma), schwere Schädel-Hirn-Verletzungen oder Amputationen. Die Behandlung erfolgt mit umfangreicher, moderner technischer Ausstattung und interdisziplinären Teams. Ziel ist es, die bestmögliche medizinische, therapeutische und rehabilitative Versorgung zu gewährleisten und damit die Chancen auf eine erfolgreiche Wiedereingliederung ins Berufsleben zu maximieren.

Die BGKliniken sind daher ein wichtiger Partner der BGETEM. Sie helfen im Rahmen der berufsgenossenschaftlichen Heilbehandlung, Patientinnen und Patienten wieder ins Leben – und wenn möglich – in den Beruf zurückzuführen.

Ein besonderes Angebot sind in diesem Zusammenhang die sogenannten Versichertensprechstunden: Jede BGKlinik bietet spezielle Sprechstunden an, um die Unfallversicherungsträger bei der Heilverfahrenssteuerung zu unterstützen. Die Initiative für den Besuch einer solchen Sprechstunde kann sowohl von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten als auch von den Reha-Managerinnen und -managern der BGETEM ausgehen. Gründe können zum Beispiel die besondere Schwere einer Verletzung oder Erkrankung sein oder Komplikationen im Heilverlauf.

Ganzheitliche Betreuung steht im Mittelpunkt

Die Sprechstunden in den BGKliniken folgen einem interdisziplinären Ansatz. Unterschiedliche Fachleute wie Ärzte, Therapeuten, Psychologen und Reha-Manager arbeiten hier eng zusammen, um Verletzte bestmöglich zu unterstützen. Durch dieses Teamwork werden alle Aspekte der Genesung abgedeckt: von der medizinischen Behandlung über psychische Unterstützung bis hin zu sozialen Belangen. Das erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Behandlungsverlauf deutlich.

Ein Gewinn für alle Beteiligten

Patienten wie Profis stellen den Sprechstunden ein gutes Zeugnis aus. Die Versicherten freuen sich vor allem über die effiziente Organisation und dass sie persönlich mit allen Beteiligten sprechen können. Das sieht auch Reha-Manager Martin Meier von der BGETEM als positiv an: „In der Sprechstunde können alle Akteure, die im Rahmen der Rehaplanung zu beteiligen sind, schnell und gemeinsam an der Erstellung eines zielgerichteten Rehaplans mitwirken. Das ermöglicht eine schnelle Einschätzung der individuellen Bedürfnisse und eine bessere Koordination der weiteren Behandlung.“ Auch Ärzte schätzen das Verfahren, weil es Zeit spart und die Genesung fördert. Professor Fabian M. Stuby, Ärztlicher Direktor der BGUnfallklinik Murnau, fasst die Vorteile der Versichertensprechstunde daher treffend so zusammen: „Ein Gewinn für alle.“

Was macht die Versichertensprechstunden in der BGUnfallklinik Murnau aus Ihrer Sicht ­besonders?

Im Mittelpunkt unserer Sprechstunden stehen die Patientinnen und Patienten. Daher haben wir uns auch dafür entschieden, die drei Seiten der Behandlung in die Sprechstunden einzubeziehen: Patient, Arzt beziehungsweise Therapeut sowie den zuständigen Reha-Manager. So wird eine ganzheitliche und koordinierte Betreuung ermöglicht. Durch die enge Zusammenarbeit können alle Beteiligten den Heilungsprozess besser verfolgen, individuelle Bedürfnisse berücksichtigen und gemeinsam an einer optimalen Reha-Strategie arbeiten. Gerade der Umstand, dass die unterschiedlichen Möglichkeiten gemeinsam besprochen und entschieden werden, fördert nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch das Vertrauen und die Motivation der Verletzten. Wir erleben immer wieder, wie gut sie sich in diesem gemeinsamen Rahmen aufgehoben fühlen und wie wertvoll es ist, wenn sie aktiv in die Entscheidungen eingebunden werden. Für den Heilungsprozess ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen allen Beteiligten ganz entscheidend. Die gemeinsame Absprache ist transparent, effektiv und spart wertvolle Zeit. Insgesamt trägt diese Zusammenarbeit dazu bei, den Genesungsprozess effizienter und persönlicher zu gestalten.

Warum ist dieser ganzheitliche und interdisziplinäre Ansatz so wichtig? Welche Spezialisten können im Bedarfsfall mit herbeigezogen werden? 

Eine kompetente Beratung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit spielen in unserer Philosophie eine ganz entscheidende Rolle. So wie die Reha-Manager und -Managerinnen höchste Kompetenz anbieten, erwarten Patientinnen und Patienten dies auch bereits in der Sprechstunde von den behandelnden Fachleuten – zu Recht. Daher sind in unseren Sprechstunden immer die für das Verletzungsmuster ausgewiesenen Experten und damit auch die operierenden Ärzte für den Patienten da. Das schafft Vertrauen und unterstreicht den Stellenwert der Sprechstunden im Rahmen unseres Behandlungskonzepts. Dazu gehört auch der ganzheitliche, interdisziplinäre Ansatz. Gerade komplexe Verletzungen erfordern häufig ein interdisziplinäres Vorgehen. Hier die gesamte Kompetenz in einer Sprechstunde zu bündeln, erleichtert die Abstimmung, fördert das Verständnis und die Akzeptanz des Patienten und spart Zeit.

Was bedeutet das für den Behandlungserfolg?

Der ganzheitliche und interdisziplinäre Ansatz der BGSprechstunde bedeutet, dass verschiedene Fachleute wie Ärzte, Therapeuten, Psychologen und Reha-Manager gemeinsam an der Behandlung von Verletzten arbeiten. Für den Behandlungserfolg ist das besonders wichtig, weil so alle Aspekte der Genesung berücksichtigt werden können: medizinische, psychische und soziale. Durch die enge Zusammenarbeit können individuelle Bedürfnisse besser erkannt und abgestimmte Maßnahmen geplant werden. Das führt dazu, dass die Behandlung effizienter verläuft, Komplikationen vermieden werden und die Verletzten schneller und nachhaltiger wieder fit werden. Insgesamt sorgt dieser Ansatz für eine umfassendere Betreuung, die die Genesung deutlich verbessern kann.

Wie ist das Feedback der Beteiligten?

Das Feedback ist tatsächlich durchwegs gut. Die Patientinnen und Patienten schätzen die effiziente Organisation, die Fahrtwege und Zeit spart. Sie fühlen sich gut informiert, weil die entscheidenden Ansprechpartner direkt greifbar sind. Da spielt tatsächlich das persönliche Gespräch eine ganz wichtige Rolle für die Patientinnen und Patienten. Sie sind live dabei, wenn Empfehlungen ausgesprochen und Entscheidungen getroffen werden. Sie sind nicht auf einen schriftlichen Bericht angewiesen, der für Laien oft auch schwer verständlich ist. Dadurch fühlen sich unsere Patientinnen und Patienten gut informiert und in jede Entscheidung transparent eingebunden. Ähnlich signalisieren uns das die Reha-Manager und -Managerinnen und die ärztlichen Kollegen und Kolleginnen. Alle wichtigen Informationen liegen aus erster Hand vor, die Kommunikation ist klar und direkt, und der Prozess ist auch zeitlich schlank gehalten – ein Gewinn für alle.

Welche Untersuchungen werden in der Sprech-stunde bei Bedarf gemacht?

In unseren Sprechstunden werden grundsätzlich alle vorliegenden Befunde besprochen und absehbare Untersuchungen auch direkt durchgeführt. Computertomographie und Röntgenuntersuchungen können kurzfristig organisiert werden, umfangreichere Untersuchungen wie eine Kernspintomographie werden rund um die Sprechstunde terminiert, wenn die Notwendigkeit schon bei der Terminvergabe bekannt ist. Auch hier haben wir das Ziel, den Patienten Zeit und unnötige Wege zu ersparen.

Worin besteht aus Sicht der Klinik der Vorteil, dass Reha-Manager der BGETEM regelmäßig an Versichertensprechstunden teilnehmen?

Der Vorteil besteht darin, dass sie auf diese Weise frühzeitig und direkt mit den Verletzten in Kontakt treten können. Das ermöglicht eine schnelle Einschätzung der individuellen Bedürfnisse und eine bessere Koordination der weiteren Behandlung und Reha-Maßnahmen. Durch die regelmäßige Teilnahme können sie auch etwaige Fragen oder Unsicherheiten klären und den Heilungsprozess gezielt unterstützen. Insgesamt trägt das dazu bei, die Versorgung effizienter zu gestalten, den Behandlungserfolg zu verbessern und die Verletzten optimal auf dem Weg zur Genesung zu begleiten. Auch für uns als behandelnde Ärzte ist die Anwesenheit der Reha-Manager ein Gewinn. Der persönliche Kontakt macht vieles leichter, unkomplizierter und effektiver. Im Grunde sehen wir sie als Kollegen und Teammitglieder. Das schafft ein sehr gutes Arbeitsklima.

Prof. Dr. med. Fabian M. Stuby
Der Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie ist seit 2018 Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik Murnau. Die BGUnfallklinik Murnau ist eines der größten Traumazentren in Süddeutschland. Sie ist spezialisiert auf die Versorgung von mehrfach- und schwerstverletzten Patientinnen und Patienten.