Gaspipeline in einem Hafen mit Schiff im Hintergrund.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine führte zu einem massiven Anstieg der Gaspreise, da Deutschland Gas vor allem aus Russland bezog. Um die Versorgung Deutschlands zu sichern, sollen nun mehrere Flüssiggasterminals errichtet werden. 2022 startete das erste in Wilhelmshaven.

Die vielen Krisen bremsen das Wachstum aus

Ohne Pandemie und Krieg wäre die Wertschöpfung in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 laut dem IW um insgesamt 420 Milliarden Euro höher ausgefallen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das ifo Institut in München, das die wirtschaftlichen Ausfälle für die Jahre 2020 und 2021 auf 330 Milliarden Euro beziffert. „Dies entspricht einem volkswirtschaftlichen Verlust in Höhe von zusammen 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Jahres 2019“, so Timo Wolmershäuser vom ifo Institut.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine allein hat nach Berechnungen des IW die Weltwirtschaft 2022 rund 1,6 Billionen Dollar gekostet. 2023 sei mit Krisenkosten von rund einer Billion Dollar zu rechnen. Vor allem die mit dem Krieg verbundenen Versorgungsprobleme mit Energie und Rohstoffen haben Unternehmen weltweit im vergangenen Jahr unter Druck gesetzt. So wurde die Produktion deutlich teurer, während die Kaufkraft der Verbraucher gleichzeitig sank. Von dem Krieg sind mehrheitlich die fortgeschrittenen Volkswirtschaften betroffen: Auf sie entfielen zwei Drittel der globalen Produktionseinbußen.

Nicht verwunderlich, dass die Stimmung in der Wirtschaft am Jahresende schlecht war: Von 49 vom IW befragten Verbänden beurteilten 39 die aktuelle Lage ihrer Unternehmen schlechter als noch vor einem Jahr. 30 schauten darüber hinaus auch pessimistisch auf 2023 und gingen davon aus, künftig weniger zu produzieren. Nur 13 Branchen planten, mehr zu produzieren. Branchen, die für ihre Produktion viel Energie brauchen, wie die Baustoff- oder Stahlindustrie, zeigten sich besonders pessimistisch. Mit einer deutlichen Verschlechterung rechneten auch Handwerksunternehmen, vor allem wegen der stark gestiegenen Bauzinsen, die wiederum zu einer starken Abnahme der Bautätigkeit geführt haben.

Wirtschaft nicht so hart getroffen wie befürchtet

Dennoch sind die deutschen Unternehmen insgesamt besser durch das Krisenjahr 2022 gekommen als erwartet. Das reale Brutto­inlandsprodukt (BIP) lag laut IW um 1,8 Prozent über dem Vorjahresniveau und damit wieder leicht über der Wirtschaftsleistung des Jahres 2019. Ohne die Belastungen durch den Krieg wäre es jedoch wahrscheinlich rund doppelt so hoch gewesen. Im europäischen Vergleich fiel das deutsche Wachstum eher verhalten aus – der gesamte Euroraum legte 2022 um 3,5 Prozent zu.

In einigen Bereichen stehen die Zeichen auch auf Entspannung: So scheinen sich die durch Corona massiv gestörten Lieferketten wieder zu normalisieren und auch die Materialknappheit geht zurück. Vergangenheit ist das Problem aber noch nicht: Im Durchschnitt der Industrie berichteten laut ifo Institut im Februar 2023 noch immer rund 45 Prozent der befragten Industriefirmen von materialbedingten Produktionsproblemen – in der Automobil- und Elektroindustrie sowie im Maschinenbau waren es sogar über 70 Prozent.

Neue Herausforderungen in der Zukunft

Trotzdem blickt die Wirtschaft Anfang 2023 wieder etwas positiver in die Zukunft als Ende des Jahres 2022. Mittelfristig kommen aber neue, große Herausforderungen auf Deutschland zu, warnt das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). „Deutschland steht ein schwieriges Jahrzehnt bevor, das mehr als bislang durch Verteilungskonflikte geprägt sein wird“, sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef und Vizepräsident. Maßgeblich dafür sei die Alterung der Gesellschaft und damit der Mangel an Arbeitskräften.

Auf dem Arbeitsmarkt wird laut dem IfW Kiel 2024 der Zenit mit 45,9 Millionen Beschäftigten überschritten. Ab dann scheiden mehr Personen aus dem Erwerbsleben aus, als neue hinzukommen. Im Schnitt verliert der deutsche Arbeitsmarkt so fast 200.000 Erwerbspersonen pro Jahr. Obwohl im Projektionszeitraum bis 2027 jährlich rund 350.000 Menschen aus dem Ausland einwandern werden, eine im historischen Vergleich ausgesprochen hohe Zahl, wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter insgesamt schrumpfen.

Auch die Politik kennt diese Zahlen. Viele Unternehmen haben seit langem erhebliche Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Die Zahl der offenen Stellen lag 2022 bei rund 1,98 Millionen, der höchste je gemessene Wert. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagt dazu: „Die Sicherung unserer Fachkräftebasis ist eine der größten ökonomischen Aufgaben Deutschlands für die nächsten Jahrzehnte. Wir müssen das Potenzial im Inland besser nutzen, etwa durch mehr Aus- und Weiterbildung und eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren. Zusätzlich werden wir aber auch Fachkräfte aus dem Ausland brauchen.“

Wie wichtig Zuwanderung für den Arbeitsmarkt ist, zeigen auch die aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit: Im Januar 2023 erreichte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 34,6 Millionen einen neuen Höchstwert. Dieser Anstieg geht aber ausschließlich auf Beschäftigte mit einer ausländischen Staats­angehörigkeit zurück. Um die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften zu erleichtern, hat das Bundeskabinett im März 2023 daher einen Gesetzentwurf zur Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes beschlossen.

Es geht ganz langsam wieder aufwärts

Insgesamt erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ein leichtes Wirtschaftswachstum für 2023. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie ihre Prognose für den Anstieg der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr auf 0,3 Prozent angehoben – im Herbst hatten sie noch mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet. Die Inflation bleibt aber mit 6 Prozent weiter deutlich über dem Ziel von 2 Prozent. Es geht also wieder aufwärts, auch wenn die vielen Krisen längst noch nicht beendet sind.

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW)

Arbeiter montiert eine Wärmepumpe.

Rund 18 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland entstehen allein durch das Beheizen und Kühlen von Gebäuden sowie die Warmwasserbereitstellung. Wärmepumpen können helfen, in diesem Bereich viel Energie und damit Emissionen einzusparen. Ab 2024 sollen pro Jahr 500.000 neue Wärmepumpen in Deutschland installiert werden.

Die Energiewende war das wichtigste Thema in der Energiewirtschaft, auch im Krisenjahr 2022. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zieht Bilanz: „Das vergangene Jahr war energiewirtschaftlich von drastischen Umwälzungen geprägt. Kriegsbedingt wurden über den Jahresverlauf die russischen Importe von Erdgas und Steinkohle, die zuvor die Hälfte des deutschen Verbrauchs ausmachten, zunehmend eingestellt.“ Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, hätten unter anderem Kohlekraftwerke wieder reaktiviert werden müssen. Eine tragfähige Lösung sei das aber auf Dauer nicht: „Umso wichtiger ist es, sich wieder auf den weiteren Aufbau eines zukunftsfähigen Energiesystems auf Basis Erneuerbarer Energien zu fokussieren. Wir müssen parallel zum Krisenmanagement auch Zukunftssicherung betreiben.“

In anderen Bereichen hat die Entwicklung aber weiter Fahrt aufgenommen. So war 2022 im Bereich Elektromobilität ein Rekordjahr – sowohl bei den Zulassungen von E-Fahrzeugen als auch beim Zubau von Ladepunkten und Ladeleistung: Noch nie wurden so viele vollelektrische Autos zugelassen und noch nie so viele Ultra-Schnellladepunkte gebaut. Die Ultra-Schnellladepunkte mit einer Ladeleistung von über 150 kW haben um 80 Prozent zugelegt: von 3.851 auf 7.037 Ladepunkte. Seit 2019 hat sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht. Damit können pro Tag deutlich mehr Fahrzeuge an einer Ladesäule laden.

Auch im Bereich der Wohnungswirtschaft veränderte sich viel: Mit dem im März 2023 beschlossenen neuen Gebäudeenergiegesetz wurde der Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen und bei der Warmwasserbereitung gesetzlich verankert. Kerstin Andreae begrüßt das neue Gebäudeenergiegesetz: „Die CO2-Emissionen im Gebäudesektor sind viel zu hoch. In kaum einem anderen Sektor müssen mehr Emissionen in kurzer Zeit gesenkt werden. Daher sind alle Maßnahmen notwendig, um Klimaneutralität in der Wärmeversorgung zu erreichen.“

Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. (textil+mode)

Webstuhl mit weißen Spannfäden.

Die hohen Energiepreise setzen die deutschen Hersteller von technischen Textilien unter Druck.

Inflation, steigende Energiepreise, gestörte Lieferketten: Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben die deutsche Textil- und Modeindustrie ausgebremst bei dem Versuch, die Verluste der Coronajahre wieder aufzuholen. So befindet sich auch die deutsche Bekleidungsindustrie trotz erheblicher Aufhol-Anstrengungen noch nicht wieder auf dem Vor-Coronaniveau. Die Hersteller von Spezialtextilien, sogenannter technischer Textilien, haben bei den Umsätzen zwar das Vorkrisenniveau von 2019 wieder erreicht. Allerdings belasten die hohen Energiepreise und die inflationsbedingten Mehrkosten das Geschäft – mit stark negativen Folgen für die Ertragslage und die Beschäftigung in den Unternehmen. Die Beschäftigung liegt mehr als zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Entsprechend pessimistisch bewerten die Unternehmerinnen und Unternehmer die Geschäftserwartungen für das Jahr 2023.

Die Branche startete unter unterschiedlichen Vorzeichen in das neue Jahr. Während Textilunternehmen eher rückläufige Entwicklungen verzeichnen, entwickeln sich die Zahlen bei Bekleidung mit positiven Vorzeichen, sowohl bei Umsatz als auch bei der Beschäftigung. Auch die kurzfristigen Erwartungen sind bei Bekleidung klar optimistischer, sodass diese gespaltene Entwicklung vorerst Bestand haben wird.

Besonders bei den Herstellern von Spezialtextilien trübt sich die Stimmung mit Blick auf die Energiepreise ein. Die Teuerungen lassen sich nicht am Markt erwirtschaften. 40 Prozent der Umsätze macht die Branche im Export und muss sich deshalb mit ihren internationalen Wettbewerbern messen. Auch bei den Bekleidungs- und Modeunternehmen drücken die hohe Inflation und die weltweiten Konsumerwartungen auf die Stimmung. Die Modebranche steuert auf einen globalen Abschwung zu, das prognostizieren zumindest die Unternehmensberatung McKinsey & Company und der Branchen-Informationsdienst Business of Fashion“ in ihrer Studie „The State of Fashion 2023“.

Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e. V. (SPECTARIS)

Labor mit Glaskolben.

Die Analysen-, Bio- und Labortechnik kann zufrieden auf ein Rekordjahr zurückblicken.

Von Krise keine Spur: Die Analysen-, Bio- und Labortechnik setzte ihren Erfolgskurs auch 2022 fort. Die Branche erwirtschaftete im Jahr 2022 erstmals einen Umsatz von über elf Milliarden Euro. Exakt waren es 11,68 Milliarden Euro, das entspricht einem Wachstum von 7,4 Prozent. 5,3 Milliarden Euro konnten durch das Inlandsgeschäft erzielt werden (plus neun Prozent). Im Ausland wurden 6,4 Milliarden Euro erwirtschaftet (plus sechs Prozent). Die wichtigsten Exportmärkte sind China, die USA, Frankreich, Großbritannien und Italien. Während die drei erstgenannten Länder Exportzuwächse verzeichneten, die USA sogar im zweistelligen Bereich, mussten Großbritannien und Italien leichte Rückgänge hinnehmen. Die Zahl der Beschäftigten in den rund 330 Betrieben stieg auf rund 53.000, ein Plus von fünf Prozent. Auch die Aussichten für das Jahr 2023 sind überwiegend positiv. So rechnet SPECTARIS für das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von knapp 7 Prozent auf dann rund 12,5 Milliarden Euro.

Ähnlich gute Nachrichten kommen von den rund 1.000 deutschen Photonikherstellern, die an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen konnten und erneut zweistellig wuchsen. So konnte der Gesamtumsatz im Vergleich zu 2021 um mehr als 18 Prozent gesteigert werden. Das entspricht einem Wert von 56 Milliarden Euro, ein Rekordumsatz für die Branche. Getragen wurde das Ergebnis dabei gleichermaßen von einem starken Inlands- und Auslandsgeschäft mit einem Plus von jeweils rund 18 Prozent. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Preise relativiert sich das Ergebnis etwas, kann aber dennoch als Erfolg gewertet werden. Als Treiber neuer innovativer Bereiche innerhalb ihrer Anwendungsmärkte profitiert die Photonik von deren überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten.

Ein weiterer Grund für den starken Anstieg war das erneut positive US-Geschäft. Die deutschen Photonikexporte in das zweitwichtigste Zielland der Branche legten 2022 um rund 23 Prozent zu. Die Firmen profitierten dabei unter anderen vom schwachen Euro und den US-Konjunkturprogrammen. Die große Bedeutung des internationalen Geschäfts zeigt sich in der unverändert hohen Exportquote von 73 Prozent: 40,7 Milliarden Euro Umsatz wurden im Ausland erzielt. Ausgehend von den amtlichen Außenhandelszahlen ist China das mit Abstand wichtigste Zielland der deutschen Photonik, gefolgt von den USA und Japan. Aufgrund der positiven Umsatzentwicklung stieg die Zahl der Beschäftigten zum zweiten Mal in Folge um neun Prozent auf jetzt 191.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Auch die deutschen Hersteller von Augenoptik und Consumer Optics konnten ihren Umsatz 2022 ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen um 2,5 Prozent auf 4,87 Milliarden Euro steigern. Das Inlandsgeschäft lag mit einem Wert von 2,42 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Ebenfalls unverändert bliebt die Beschäftigtenzahl mit 20.600 Mitarbeitern. Das internationale Geschäft legte hingegen um rund fünf Prozent zu, der Auslandsumsatz kletterte damit auf 2,45 Milliarden Euro.

„Diese erfreuliche Entwicklung stellt für viele Unternehmen inzwischen eine enorme Herausforderung dar, da die Wachstumspotenziale mangels ausreichender Fachkräfte schon heute nicht mehr voll erschlossen werden können.“

Dr. Bernhard Ohnesorge, Vorsitzender der Photonik bei SPECTARIS

Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V. (Gesamtmetall)

Die Produktion in der Metall- und Elektro-Industrie lag 2022 nur um 1,8 Prozent über dem Vorjahr. Die Erholung reichte erneut nicht aus, um die Rückgänge in den Jahren 2019 und 2020 – Industrierezession und Coronapandemie – auszugleichen. Im Jahresdurchschnitt lag das Produktionsniveau um 9 Prozent unter dem Stand des Vorkrisenniveaus von 2018.

„Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise bremsen die Erholung in der M+E-Industrie weiter aus. Infolge von anhaltenden Lieferengpässen und Kostenexplosionen musste die Produktion zum Teil gedrosselt werden. Erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2022 stabilisierte sich die Lage etwas, was im gesamten Jahr ein leichtes Produktionsplus ermöglichte“, zog Gesamtmetall-Chefvolkswirt Lars Kroemer Bilanz. Die Entwicklung wurde durch Engpässe und Kostenexplosionen im Einkauf belastet. Im Jahresmittel waren 89 Prozent der M+E-Firmen von Produktionsbehinderungen betroffen. Neben fehlendem Material (77 Prozent) waren die M+E-Unternehmen von Fachkräfteengpässen (42 Prozent) beeinträchtigt. Gleichzeitig stiegen die Kosten oftmals schneller als die Erlöse, was die finanziellen Möglichkeiten für Investitionen und Innovationen weiter einschränkte. So erhöhten sich die Preise für Vorleistungsgüter im Jahresdurchschnitt um 19 Prozent, die Stromkosten stiegen um 94 Prozent und die Gaspreise um 185 Prozent.

Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH)

Die rund 50.000 elektrohandwerklichen Betriebe in Deutschland bringen die Energiewende mit ihren fast 530.000 Beschäftigten tatkräftig nach vorne. Sie unterstützen die Umstellung auf Erneuerbare Energien vor allem mit der Installation CO₂-neutraler Technologien, allen voran Photovoltaik, Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und Wärmepumpen. In allen drei Zukunftsbereichen stieg die Nachfrage 2022 im Zuge der Energiekrise rasant an.

So waren e-handwerkliche Betriebe 2022 an der Installation von über 220.000 Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) beteiligt. Das entspricht einem Anteil von 59 Prozent der 375.000 in dem Jahr installierten PV-Anlagen. Von den 2022 installierten 7,3 Gigawatt PV-Leistung entfallen 3,87 Gigawatt und damit mehr als die Hälfte der installierten PV-Leistung auf Anlagen, an deren Installation e-handwerkliche Betriebe beteiligt waren. Dank der neuen PV-Anlagen konnten circa 2 bis 2,5 Millionen Tonnen Treibhausgas eingespart werden.

Auch die Installation von Ladeinfrastruktur für Elektromobilität stellt schon seit Jahren ein wichtiges Geschäftsfeld für die E-Handwerke dar. 85 Prozent der Betriebe sind hier bereits tätig. 2022 unterstützten die E-Handwerke den Boom der E-Mobilität, indem sie rund 510.000 Ladestationen mit 600.000 Ladepunkten installierten. Mit diesem Rückenwind war 2022 nicht nur durch ein beachtliches Umsatzplus gekennzeichnet, sondern auch durch einen deutlichen Anstieg bei der Beschäftigtenzahl.

Beim Nachwuchs zeigt sich nun ebenfalls wieder eine erfreuliche Entwicklung – es traten deulich mehr junge Menschen als im Vor-Coronajahr 2019 eine Ausbildung an. Das Wachstum stimmt nicht nur vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Akademisierung und des wachsenden Fachkräftebedarfs optimistisch.

Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI)

Jugendliche auf der IFA 2022.

Auch der Nachwuchs begeistert sich – wie hier auf der IFA 2022 – für die digitale Welt des ZVEI.

Gute Nachrichten kommen auch aus der deutschen Elektro- und Digitalindustrie. 2022 sammelte die Branche 10 Prozent mehr neue Aufträge ein als 2021. Der Wert der Inlandsorders zog um 9 Prozent an, Auslandskunden orderten insgesamt 10,8 Prozent mehr. Die Bestellungen aus der Eurozone wuchsen um 16,1 Prozent, wohingegen das Plus bei den Aufträgen aus dem nicht zum gemeinsamen Währungsraum gehörenden Ausland mit 8,1 Prozent nur halb so hoch ausfiel. Die preisbereinigte Produktion elektrotechnischer und elektronischer Güter übertrag ihr Vorjahresniveau um 2 Prozent. Insgesamt erzielte sie damit ein Plus von 3,4 Prozent.

„Im gesamten vergangenen Jahr belief sich der aggregierte Branchenumsatz damit auf einen neuen Rekordwert von 224,6 Milliarden Euro“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. „Dabei wurde das Vorjahreslevel um 12 Prozent übertroffen.“

Gute Kennzahlen weist die deutsche Elektro- und Digitalindustrie auch für die ersten beiden Monate des Jahres 2023 aus. Die preisbereinigte, reale Produktion zog um 6 Prozent an, der Auftragsbestand bleibt mit fünfeinhalb Produktionsmonaten weiterhin auf sehr hohem Niveau. Die starken beiden Anfangsmonate haben den ZVEI bewogen, trotz eines herausfordernden makroökonomischen sowie geopolitischen Umfeldes seine Jahresprognose der realen Produktion von 0 auf nunmehr 1 bis 2 Prozent zu erhöhen.

„Besonders erfreulich ist der anhaltende Beschäftigungsaufbau“, so ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel auf der Eröffnungspressekonferenz zur Hannover Messe. Erstmals seit einem Vierteljahrhundert weist die Branche allein in Deutschland wieder mehr als 900.000 Beschäftigte aus. Die anhaltend positive Entwicklung stellt der Verband der Elektro- und Digitalindustrie in den Kontext der beiden Megatrends Elektrifizierung und Digitalisierung. Dies habe zweifelsfrei mit dem Umbau zu einer klimaneutralen Industriegesellschaft zu tun.

„Seit zwei Jahren beobachten wir, dass unsere Branche sich dynamischer als das verarbeitende Gewerbe im Durchschnitt entwickelt.“

Dr. Gunther Kegel, Präsident ZVEI

Bundesverband Druck und Medien (bvdm)

Lager mit Gabelstapler und Papierrollen.

Auch 2023 wird kein leichtes Jahr für die deutsche Druckindustrie werden.

Die gegenwärtigen Herausforderungen für die Druck- und Medienbranche sind gewaltig. Viele Branchenunternehmen hatten in den vergangenen Jahren sehr hart zu kämpfen, mussten teilweise ihre Produktion umstellen, sich neu ausrichten. Die bereits im Jahr 2021 vorherrschenden Kostenbelastungen für Druck- und Medienbetriebe hielten auch 2022 weiter an. Anfang des Jahres 2022 kämpften die Unternehmen der Druck- und Medienindustrie noch mit den teils erheblichen Nachwirkungen der Coronakrise. Die in deren Folge auftretenden Lieferengpässe und eklatanten Anstiege der Druckpapierpreise sorgten zwar grundsätzlich für eine angespannte Lage in der Branche, anfänglich wurden diese jedoch noch durch eine vergleichsweise gute Auftragslage im ersten Quartal etwas kompensiert. Mit Ausbruch des Ukrainekrieges und dem daraus resultierenden graduellen Durchschlagen der Energiemarktverwerfungen auf die Kostenpositionen der Druck- und Medienunternehmen sowie mit der Abkühlung der Gesamtkonjunktur trübte sich die Geschäftslage vieler Unternehmen sichtlich ein. Dementsprechend sind für das Jahr 2022 überwiegend rückläufige Gewinne bei den Unternehmen der Druck- und Medienindustrie zu erwarten.

Die zunehmende Verschärfung des wirtschaftlichen Umfelds im Jahr 2022 ging auch an den Beschäftigtenzahlen der Unternehmen nicht spurlos vorbei. So zeigen die Unternehmenserwartungen, dass im Jahr 2022 erneut mit einem Nettopersonalabbau zu rechnen ist. Insgesamt rechnete ein Anteil von 35 Prozent der Unternehmen mit einer Reduktion des Personalbestandes.

Etwas besser sah die Lage Anfang 2023 aus. Im März 2023 bewerteten die vom ifo Institut befragten Entscheider der Druck- und Medienunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage zwar etwas schlechter als im Vormonat. Insgesamt gab es aber postive Erwartungen für 2023. Die Werte für das Geschäftsklima nahmen daher deutlich stärker zu. Die Ausprägungen der aktuellen und erwarteten Geschäftslage bestimmen die Entwicklung des Geschäftsklimas, das einen guten Vorlaufindikator für die Produktionsentwicklung der Druck- und Medienindustrie darstellt.

Hinsichtlich der zukünftigen Geschäftslage verbesserten sich die Erwartungen der Unternehmen in der Druck- und Medienbranche im März so auch deutlich. Mit saisonbereinigt 97,4 Punkten lag der Index rund 8,7 Prozent über dem Vormonatsniveau. Eine leichte Verbesserung zeigt sich auch in den Erwartungen für die Produktionspläne der nächsten 3 Monate. Rund 26 Prozent der Befragten gehen von einer voraussichtlichen Steigerung der Produktionstätigkeit aus, während 53 Prozent eine gleichbleibende und 21,4 eine Abnahme der Produktionstätigkeit erwarten. Im Saldo ist der positive Wert von rund 4 Prozentpunkten damit der höchste Wert, der seit Februar 2022 verzeichnet werden konnte.