Oberarm mit kurzem graumelierten T-Shirt und Pflaster. Die andere Hand greift den den Arm.

2020 beherrschte meist nur ein Thema die Schlagzeilen: Corona. Dabei hatte das Jahr ganz gut angefangen – Anfang 2020 klangen die Prognosen der Verbände der Mitgliedsbetriebe der BG ETEM noch mehrheitlich positiv. Damit war aber schnell Schluss, spätestens mit dem ersten Lockdown im März. Ab da war klar: Die Coronapandemie ist eine weltweite Katastrophe. Dass sie Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf längere Sicht beschäftigen wird, zeigte dann der Herbst. Nach einem deutlichen Rückgang im Sommer zogen die Infektionszahlen so stark an, dass ein neuer Lockdown notwendig wurde, der weit bis ins neue Jahr andauerte.

Diese negative Entwicklung hatte enorme wirtschaftliche Folgen: Während die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr mit 2 Prozent schon deutlich sank, brach sie danach geradezu ein. Um satte 9,7 Prozent lag die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal niedriger als im gleichen Quartal 2019. Im Sommer kam es dann zu einer schnellen Erholung, weil die Infektionszahlen dauerhaft niedrig waren und das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nur leicht eingeschränkt war. Doch die Erholung der Wirtschaft, die im 3. Quartal 2020 begonnen hatte, wurde bereits im 4. Quartal wieder gebremst. Denn die steigenden Infektionszahlen machten einen zweiten Lockdown notwendig.

Allein in dieser zweiten Coronawelle entging Deutschland pro Woche Wertschöpfung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, so eine Analyse des ifo instituts in München. Dennoch waren die gesamtwirtschaftlichen Folgen des zweiten Lockdowns deutlich geringer als im Frühjahr 2020. Außerdem verteilten sie sich nicht gleichmäßig auf alle Branchen. Besonders betroffen waren in dieser Zeit das Gastgewerbe, die Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen sowie Frisör- und Kosmetiksalons, während zum Beispiel Industrie und Bausektor vergleichsweise gut durch die Krise kamen.

Wirtschaft weltweit stark zurückgegangen

Um die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie in Deutschland richtig einzuschätzen, ist deshalb sowohl ein differenzierter Blick auf die einzelnen Branchen, aber auch auf die Weltwirtschaft notwendig. Denn in Deutschland als exportorientierter Nation ist jeder vierte Arbeitsplatz vom Export abhängig.

2020 war auch für die Weltwirtschaft kein gutes Jahr. Der internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die weltweite Wirtschaftsleistung 2020 um 3 Prozent zurückgegangen ist. In der Eurozone fiel der Rückgang noch stärker aus, er betrug 6,6 Prozent. Deutschland liegt mit einem Minus von 4,9 Prozent im Mittelfeld. Besser als Deutschland stehen zum Beispiel Japan, Russland und die USA da. Und lediglich Chinas Wirtschaft wuchs auch 2020 – allerdings mit 2,3 Prozent deutlich schwächer als noch 2019.

Für das Jahr 2021 wird aber allgemein von einer langsamen Erholung der Wirtschaft ausgegangen. So soll die Weltwirtschaft um sechs Prozent zulegen. Für Deutschland sieht der IWF ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent. Das heißt aber auch: Das Vorkrisenniveau wird in Deutschland voraussichtlich frühestens 2022 wieder erreicht – und das auch nur, wenn es gelingt, die Pandemie im Laufe des Jahres 2021 unter Kontrolle zu bringen.

Arbeitsmarkt in Deutschland erweist sich als robust

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat aus globaler Perspektive Wirtschaftszweige nach dem Grad ihrer Betroffenheit durch die Maßnahmen eingestuft. Demnach ist weltweit besonders die Erwerbstätigkeit im Groß- und Einzelhandel, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Gastgewerbe betroffen. Auch die Bereiche Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie Verkehr und Kommunikation sind besonders betroffen.

Der deutsche Arbeitsmarkt erweist sich dennoch als relativ robust. Zwar stieg auch in Deutschland die Arbeitslosigkeit ab dem zweiten Quartal deutlich, verharrte dann aber in den folgenden Quartalen auf diesem höheren Niveau. Das ist auch der Unterstützung der Unternehmen durch den Staat zu verdanken. Sowohl die Coronahilfspakete als auch das Kurzarbeitergeld erlauben es Unternehmen, Mitarbeitende weiterhin zu beschäftigen, auch wenn Auftrags- und Ertragslage längere Zeit schlecht sind. Dank dieser Maßnahmen zur Unterstützung von Beschäftigten und Unternehmen hat sich die Wirtschaft im vierten Quartal dann auch deutlich besser entwickelt als erwartet wurde.

Natürlich hat die zweite Coronawelle aber deutliche Folgen für den Arbeitsmarkt gehabt. Ende 2020 waren mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit. Und allein im Januar 2021 wurden für rund 800.000 Personen neue Anträge gestellt. 2,9 Millionen Menschen waren außerdem im Januar 2021 arbeitslos, rund 475.000 mehr als im Januar 2020. Rund jeder sechste Arbeitslose davon ist laut Bundesarbeitsministerium auf pandemiebedingte Verluste zurückzuführen.

Deutsche Unternehmen sind verhalten optimistisch

Dennoch zeigen sich die deutschen Unternehmen Anfang 2021 vorsichtig optimistisch. Denn es gab auch im Krisenjahr 2020 positive Ereignisse, die auf eine wirtschaftliche Erholung hoffen lassen. So einigte sich die Europäische Union mit Großbritannien und konnte so einen harten Brexit im letzten Moment doch noch vermeiden. Und in den USA wurde mit Joe Biden ein Präsident gewählt, der wieder auf Zusammenarbeit statt auf Konfrontation setzt. Als exportorientiertes Land mit guten Wirtschaftsbeziehungen zu China profitiert Deutschland auch davon, dass die Pandemie dort unter Kontrolle scheint.

Die deutschen Unternehmen rechnen aber trotzdem auch weiterhin mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens und ihrer eigenen Geschäfte. Das geht aus einer Konjunkturumfrage des ifo Instituts hervor. Demnach erwarteten die Firmen im Februar noch 7,4 Monate lang Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Mit einer Normalisierung ihrer eigenen Geschäfte rechneten sie erst in 10,3 Monaten. Die einzelnen Branchen unterschieden sich nur geringfügig in ihren Einschätzungen.

Ob es wirklich ein gutes Jahr wird und die vorsichtig optimistischen Prognosen auch zutreffen, hängt aber auch vom Coronamanagement ab. Nur wenn es gelingt, die Mehrheit der Deutschen zu impfen und die neu aufgetauchten Mutationen in Schach zu halten, wird sich die Wirtschaft nachhaltig erholen können.

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.
(BDEW)

Windrad inmitten von gelb blühenden Rapsfeldern in der Nachmittagssonne.

Der zu erwartende Aufschwung im Jahr 2021 sollte dafür genutzt werden, erneuerbare Energien weiter nach vorne zu bringen, so der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW).

Auch die Energiewirtschaft spürt die Krise der Gesamtwirtschaft weiterhin deutlich. Denn die Folgen eines starken Rückgangs der Wirtschaftsleistung betreffen natürlich auch die Versorger. So wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 in Deutschland 4,7 Prozent weniger Strom verbraucht als im Vorjahr. Hochgerechnet auf das ganze Jahr könnte der Rückgang des Stromverbrauchs laut einer Berechnung des BDEW 3,5 Prozent betragen haben.

Grund für den Rückgang ist die vor allem im zweiten Quartal 2020 durch die Coronapandemie stark gesunkene Industrieproduktion. Sie ist mit einem Anteil von fast 46 Prozent der größte Stromverbraucher in Deutschland. Nachdem der Stromverbrauch während des Lockdowns im Frühjahr 2020 teilweise um bis zu 12 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums lag, erholte er sich zuletzt wieder. Im vergangenen September lag der Stromverbrauch nur noch 2,4 Prozent unter dem im September 2019.

Nachhaltigkeit bleibt aber auch in der gegenwärtigen Krise ein wichtiges Thema für den BDEW. So fordert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Der wirtschaftliche Aufschwung aus der Coronakrise muss nachhaltig erfolgen und mit der weiteren Reduzierung von Treibhausgasemissionen einhergehen. Die Energiewirtschaft kann hier dringend benötigte Konjunkturimpulse setzen und mit ihren Investitionen in saubere Energielösungen einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Erholung leisten.“ Der notwendige Umbau der Energiesysteme würde allein in Deutschland Investitionen von rund 320 Milliarden Euro auslösen, so Andreae. Hiervon profitierten gleich eine ganze Reihe von Branchen – von der Bauwirtschaft über den Maschinenbau bis zum Dienstleistungssektor.

Auch die deutschen Trinkwasserversorger investierten kräftig in die Nachhaltigkeit ihres Angebots: Sie haben im Jahr 2020 rund 3,2 Milliarden Euro in die Instandhaltung ihrer Anlagen und in den Ausbau und die Erneuerung ihrer Infrastruktur investiert. Trotz der Coronapandemie sind die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um fast fünf Prozent angestiegen. Mit ihrer Investitionsquote von rund 25 Prozent liegt die Branche weit über dem Durchschnitt anderer Wirtschaftsbereiche.

Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V.
(textil+mode)

Bekleidungsgeschäft mit Damenoberbekleidung und Schaufensterpuppen.

Der Onlinehandel konnte den Umsatzrückgang im stationären Textilhandel nicht wettmachen.

Die deutsche Textilindustrie ist eine der von der Coronakrise am härtesten getroffenen Branchen. Das deutlichste Zeichen dafür war die zeitweise gähnende Leere in Deutschlands Innenstädten. Der lange zweite Lockdown brachte Tausende von Traditions- und Familienunternehmen aller Größenordnungen und auch weit über Deutschland hinaus bekannte Marken an den Rand der Überlebensfähigkeit. Zudem fehlen seit Beginn der Krise die Anlässe für den Kauf von Bekleidung. Auch die Exporte litten massiv unter der Pandemie. Umsatzeinbrüche von bis zu 45 Prozent waren die Folge.

Deshalb wählte Ingeborg Neumann, Präsidentin Gesamtverband textil+mode, Anfang des Jahres anlässlich eines Wirtschaftsgipfels mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Berlin drastische Worte und forderte von der Politik mehr Unterstützung: „Nach einem Jahr Coronapandemie und einem Vierteljahr Winterlockdown sind die Rücklagen vieler unserer mittelständischen Modemarken und Bekleidungshersteller aufgebraucht. Wir fordern den Bundeswirtschaftsminister deshalb eindringlich auf, den Mode- und Markenunternehmen mit einem kraftvollen Wiederaufbauprogramm unter die Arme zu greifen.“

70 Prozent der werthaltigen Mode und sogar rund 80 Prozent der werthaltigen Schuhe werden im stationären Handel verkauft. Damit gleichen die Umsätze im Onlinegeschäft die Umsatzeinbrüche der mittelständischen Unternehmen nicht einmal im Ansatz aus. Die Bundesregierung, so textil+mode, verschärfe den Wettbewerb mit globalen Fast-Fashion-Ketten zu Lasten der deutschen Industrie und gefährde Traditions- und Familienunternehmen, die vor Ort für Arbeitsplätze, Ausbildung und Wertschöpfung sorgten.

Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e. V.
(SPECTARIS)

Brille mit Goldrand liegt auf dunkem Tuch in einer Verpackungsschachtel.

Nach Jahren des Wachstums erlitt die Augenoptikbranche 2020 einen Umsatzrückgang.

Nach einem sehr positiven Jahr 2019 und einem überdurchschnittlichen Start ins Jahr 2020 musste auch die Augenoptik-Branche gegen die Herausforderungen der Pandemie ankämpfen. Nach aktuellen Berechnungen des Industrieverbands SPECTARIS hat das vergangene Jahr bei den deutschen Herstellern deutliche Spuren hinterlassen. Insgesamt ging der Umsatz 2020 gegenüber 2019 um 9,5 Prozent auf 4,26 Milliarden Euro zurück. Der seit 2011 anhaltende Wachstumstrend der Branche wurde somit durch die Pandemie vorerst gestoppt.

Die erhöhten Sehanforderungen im Home-Office konnten den Negativtrend nicht aufhalten. Dennoch sind die Erwartungen der Unternehmen an das laufende Jahr gedämpft optimistisch: „Die Menschen verbringen jetzt noch mehr Zeit am Bildschirm, was die Augen in besonderer Weise herausfordert und stark belasten kann. Fehlsichtigkeiten können aufgrund von mehr Home-Office-Arbeit mittelfristig weiter ansteigen“, betont Josef May, Vorsitzender des Vorstands sowie Vorsitzender des Fachverbands Consumer Optics von SPECTARIS.  

„Nicht nur als Folge, aber beschleunigt durch Corona, gewinnt die Digitalisierung von Marketing und Vertrieb immer mehr an Bedeutung, sowohl mit der Zielrichtung Handel und Messen als auch mit Blick auf die Endkunden.“
Josef May, Vorsitzender des Vorstands und Vorsitzender des Fachverbands Consumer Optics von SPECTARIS

Etwas besser sieht die Lage laut einer Umfrage von SPECTARIS unter den Unternehmen der Analysen-, Bio- und Labortechnik aus. Obwohl gerade die Laborbranche bei der medizinischen Bewältigung der Coronakrise stark gefordert ist, sind insgesamt deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen und dauerhafte Veränderungen der Geschäftsprozesse zu erwarten. 41 Prozent der Unternehmen berichten von einer im Vergleich zum Vorjahr verschlechterten Geschäftslage, 39 Prozent von einer deutlich geringeren Nachfrage. 34 Prozent haben mindestens zeitweise Kurzarbeit eingeführt. Für das Gesamtjahr 2020 wird ein Umsatzrückgang von etwa vier Prozent erwartet, beim Auslandsgeschäft fällt das prognostizierte Minus mit fünf Prozent noch etwas höher aus.

Auch die deutsche Medizintechnikindustrie musste 2020 einen Umsatzrückgang verkraften. Er wird laut einer SPECTARIS-Umfrage bei rund vier Prozent liegen. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung: Experten erwarten mittel- bis langfristig fundamentale Markt- und Wettbewerbsveränderungen, die Chancen und Herausforderungen gleichermaßen mit sich bringen.

So hat die Digitalisierung in der Branche rasant an Fahrt gewonnen. Das zeigt sich beispielsweise an der steigenden Akzeptanz von Telemedizin und digitalen ambulanten Versorgungskonzepten sowie an der beschleunigten Prozessdigitalisierung in der Medizintechnik und im Krankenhaus. Corona hat das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig tragfähige Notfallpläne und stabile Lieferketten sind. Auch hier spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. In einer Studie von SPECTARIS und der Unternehmensberatung Roland Berger stimmten jeweils mehr als sieben von zehn Befragten der Aussage zu, dass die Bereiche Telemedizin, Automatisierung und präventive Diagnostik sowie digitale Anwendungen wie Warn-Apps weiter an Bedeutung gewinnen und damit zu Gewinnern der Pandemie gehören werden.

Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V.
(Gesamtmetall)

Nachdem es gegen Jahresende 2020 einen Aufwärtstrend gab, hat sich die Stimmung bei den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie Anfang 2021 laut einer Umfrage von Gesamtmetall wieder verschlechtert. Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander erklärte dazu: „Die Hoffnungen auf eine rasche wirtschaftliche Erholung waren offenkundig verfrüht: Die Zahl der Betriebe, die coronabedingte Einschränkungen der Produktion melden, ist im Vergleich zur vorigen Umfrage im Oktober 2020 wieder gestiegen.“ So gehen nur knapp 40 Prozent aller befragten Unternehmen davon aus, bis Ende 2021 das Niveau vor der Rezession Ende 2018 wieder erreicht zu haben. Ebenfalls 40 Prozent sehen das erst für 2023 oder können noch gar keinen Zeitpunkt erkennen.

Ebenfalls rechnen über 20 Prozent aller Betriebe damit, dass der Umsatz 2021 noch einmal deutlich niedriger ausfallen wird als im Coronakrisenjahr 2020 – und zwar in der Größenordnung von 17 Prozent. Und trotzdem haben fast 88 Prozent aller Betriebe noch keine Kündigungen ausgesprochen. „Die Zahlen zeigen, dass die Unternehmen trotz der enormen Unsicherheit darauf setzen, die Beschäftigten zu halten, so weit das irgendwie geht“, betonte Zander weiter.

Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke
(ZVEH)

Das Elektrohandwerk ist bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Die Betriebe hatten während des zweiten Lockdowns keine größeren Umsatzeinbrüche zu verzeichnen und waren gut ausgelastet. Denn als systemrelevante Branche durften sie auch während der Lockdowns weiterarbeiten. Das freut auch ZVEHPräsident Lothar Hellmann: „Den Elektrohandwerken ist es 2020 deutlich besser ergangen als vielen anderen Wirtschaftsbereichen. Nach einem kurzen Einbruch während des Shutdowns im Frühjahr war die Branche schon bald wieder auf Erholungskurs. Bei der Herbst-Konjunkturumfrage des ZVEH wurden in puncto Geschäftsklimaindex, Auftragslage und Einschätzung der Geschäftssituation bereits fast wieder Vor-Corona-Werte erreicht.“

Auch das neue Jahr begann eher positiv: Nur knapp ein Viertel der Befragten gab bei einer Umfrage des ZVEH zu Jahresanfang 2021 an, dass der Umsatz coronabedingt zurückgegangen sei. Zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 waren es mehr als doppelt so viele. Auch Kurzarbeit scheint in den E-Handwerken nach wie vor kein großes Thema zu sein: So gaben bei der gleichen Befragung nur 4,8 Prozent der elektrohandwerklichen Betriebe an, Kurzarbeit angemeldet zu haben. Im Mai 2020 waren es noch 13,8 Prozent gewesen. Und weniger als ein Prozent aller Befragten musste krisenbedingt Mitarbeitende entlassen.

„Die Pandemie hat gezeigt, welchen Nachholbedarf wir hierzulande in Sachen Digitalisierung haben. Für die Elektrohandwerke tut sich damit ein weiteres Betätigungsfeld auf.“
Lothar Hellmann, Präsident ZVEH

Allerdings sind die teilweise beachtlichen Auftragspolster der Betriebe aus dem Vorjahr inzwischen abgeschmolzen. Nur noch knapp 40 Prozent der Betriebe geben an, Aufträge für mehr als zwei Monate zu haben. Das beeinflusst die Einschätzung der künftigen Geschäftsentwicklung ebenso wie die Tatsache, dass die weitere Entwicklung der Coronakrise weiterhin schwer einzuschätzen ist. So gehen mehr als 30 Prozent der Betriebe davon aus, dass sie 2021 einen Umsatzrückgang erleiden werden. Nur knapp zehn Prozent glauben, dass sich ihr Umsatz steigern wird.

Zunehmend zu schaffen machen den Innungsbetrieben auch coronabedingte Beschränkungen sowie Hygieneanforderungen. Immerhin 30,5 Prozent der Befragten sagten, dass sie deswegen Probleme hätten, ihre handwerklichen Leistungen zu erbringen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Unternehmen, in denen Mitarbeitende an Corona erkrankten oder aufgrund von Quarantänemaßnamen ausfielen. Knapp 40 Prozent waren hier bereits betroffen.

Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V.
(ZVEI)

Zwei Kollegen, Mann und Frau, in dunklen T-Shirts, schauen beide auf ein Notebook an einem Stehcounter.

Die Elektrohandwerke kommen weiterhin relativ gut durch die Krise.

Auch die deutsche Elektroindustrie konnte zu Jahresanfang 2021 Positives vermelden: Die Auftragseingänge hatten sich auch im Dezember 2020 mit zweistelliger Rate erholt. Insgesamt stiegen sie um 13 Prozent. „Es war das nunmehr vierte Plus in Folge“, so ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. „Dabei fiel der Zuwachs bei den Inlandsbestellungen mit 23,7 Prozent gut viermal höher aus als der Anstieg der Auslandsaufträge mit 5,5 Prozent.“ Die reale Produktion übertraf ihren Vorjahreswert im Dezember um 4,5 Prozent.

Doch das Krisenjahr 2020 hat auch die Elektroindustrie hart getroffen. Bei allen wichtigen Kennziffern musste die Branche Verluste hinnehmen. Die Produktion ging im Vergleich zu 2019 um 6,1 Prozent zurück, der Umsatz um 5,1 Prozent. Mit rund 180 Milliarden Euro erreichten die Erlöse nur das Niveau von 2016. Die Zahl der Beschäftigten ging dank Kurzarbeit nur moderat auf 873.000 zurück. Für das gesamte vergangene Jahr verzeichnete die deutsche Elektroindustrie einen Auftragsrückgang von 3,3 Prozent und entwickelte sich damit besser als die Gesamtwirtschaft in Deutschland. Dabei standen sich ein Plus bei den Inlandsaufträgen von 1,9 Prozent und ein Minus bei den Auslandsaufträgen von 7,3 Prozent gegenüber. Die Bestellungen aus dem Euroraum und aus Drittländern entwickelten sich hier vergleichsweise ähnlich: Erstere nahmen gegenüber 2019 um 6,7 Prozent ab, letztere um 7,6 Prozent.

Die Kapazitätsauslastung in der Branche hatte sich zu Beginn des ersten Quartals 2021 weiter erholt und lag bei 82 Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung auf dem Niveau von 2020. „Das Geschäftsklima in der deutschen Elektroindustrie hat sich im Januar weiter aufgehellt und ist den nunmehr neunten Monat hintereinander gestiegen“, so Gontermann. „Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage als auch die allgemeinen Geschäftserwartungen fielen deutlich besser aus als im Vormonat. Auch die Exporterwartungen kamen weiter voran. Gleichwohl sind Rücksetzer angesichts des weiterhin hohen Grades an konjunktureller Unsicherheit nicht ausgeschlossen.“ Für 2021 erwartet der ZVEI bei der Produktion ein Plus von fünf Prozent. Damit würden etwa zwei Drittel der Verluste aus dem vergangenen Jahr aufgeholt. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet der Verband allerdings erst im Laufe des Jahres 2022. Einen Grund für die gute Position der Branche sieht der ZVEI im Trend hin zu einer immer stärkeren Elektrifizierung und Digitalisierung.

Bundesverband Druck und Medien e. V.
(bvdm)

Mann und junge Frau mit Brille stehen in einer Produktionshalle einer Druckerei und halten große Druckbögen in den Händen, auf die sie lächelnd schauen.

Nach einem schweren Jahr 2020 blickt die Druckindustrie wieder positiver in die Zukunft.

Auch die Druckindustrie musste während der Coronakrise starke Umsatzrückgänge in Kauf nehmen. Während der ersten drei Quartale 2020 sank die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 12,6 Prozent und damit stärker als in der gesamten Industrie in Deutschland. Eine Kurzumfrage des bvdm ergab, dass 90 Prozent aller Unternehmen weiterhin von Auftragsrückgängen und -stornierungen betroffen waren, rund 60 Prozent davon stark. Das waren zwar weniger als noch Mitte des Jahres, dennoch rechneten mehr als ein Drittel der Befragten für das Gesamtjahr mit einem Umsatzrückgang von mehr als 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwar verbesserte sich die Nachfrage- und Produktionsentwicklung zum Jahresende 2020 ein wenig, dennoch beurteilten im Dezember lediglich rund 20 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als positiv. Rund 29 Prozent der Teilnehmer hingegen waren unzufrieden mit ihrer Geschäftssituation.

Anfang 2021 besserte sich die Stimmung: Im Februar beurteilten die vom ifo Institut befragten Druck- und Medienunternehmen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihre Erwartungen hinsichtlich ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung positiver. Die Werte der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage bestimmen die Entwicklung des Geschäftsklimas, das einen guten Vorlaufindikator für die Produktionsentwicklung der Druck- und Medienindustrie darstellt. Dennoch ist das Geschäftsklima immer noch deutlich schlechter als im Vorjahr – das Minus im Vergleich zum Februar 2020 ist mit rund 18 Prozent nach wie vor sehr hoch. Ein zentraler Grund für diese Abnahme ist die anhaltend schwache Nachfrageentwicklung.

Deutlich optimistischer als ihre aktuelle Lage bewerten die Druck- und Medienunternehmen aber ihre für die nächsten sechs Monate erwartete Geschäftsentwicklung. Der entsprechende saisonbereinigte Index der Geschäftserwartungen stieg im Februar um 5,8 Prozent und notierte mit 104,5 Punkten auf dem vierthöchsten Stand seit Ausbruch der Coronakrise.