Zu Jahresanfang 2020 blickten die Branchen der BG ETEM mehrheitlich zuversichtlich in die Zukunft. Dann kam die Coronapandemie und mit ihr eine der größten Rezessionen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte.
2019 beherrschten einige große Konjunkturrisiken die öffentliche Diskussion in Deutschland: Brexit, der Handelsstreit zwischen USA und China, Fachkräftemangel durch demografischen Wandel, mangelnde Investitionen seitens des Staates. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Münchner ifo Institut, das Kieler Institut für Weltwirtschaft oder das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) prognostizierten dennoch eine Erholung der deutschen Wirtschaft für das Jahr 2020.
2019 beherrschten einige große Konjunkturrisiken die öffentliche Diskussion in Deutschland: Brexit, der Handelsstreit zwischen USA und China, Fachkräftemangel durch demografischen Wandel, mangelnde Investitionen seitens des Staates. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Münchner ifo Institut, das Kieler Institut für Weltwirtschaft oder das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) prognostizierten dennoch eine Erholung der deutschen Wirtschaft für das Jahr 2020.
Positive Stimmung am Jahresanfang
So klangen auch die Prognosen der Verbände der Mitgliedsbetriebe der BG ETEM Anfang 2020 meist positiv. „Das Geschäftsklima in der deutschen Elektroindustrie hat zu Jahresbeginn erstmals seit einem halben Jahr wieder in positives Terrain gedreht und die Unternehmen haben ihre Produktionspläne stark nach oben revidiert“, erklärte der Chefvolkswirt des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI), Dr. Andreas Gontermann, zum Beispiel im Februar.
Auch Ingolf Jakobi als Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) äußerte sich im März zuversichtlich: „Die aktuelle Frühjahrsbefragung belegt, was auch unsere Betriebe melden: Die Auftragslage ist weiterhin gut und wird es auf absehbare Zeit bleiben“. Vor allem die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien, Elektromobilität und Digitalisierung als Kernbereiche elektrohandwerklicher Tätigkeit versprächen beste Aussichten.
Auf ihr erfolgreichstes Geschäftsjahr des letzten Jahrzehnts konnte gar die Deutsche Augenoptikindustrie blicken: „Das Jahr 2019 hat alle Erwartungen übertroffen und trotz aller Unwägbarkeiten den seit 2011 anhaltenden Wachstumstrend fortgesetzt“, so Josef May, Vorstandvorsitzender von SPECTARIS, dem Deutschen Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e. V. Zudem erwarte die Branche eine Dekade großer Innovationen in der Photonik, in smarter und individueller Augenoptik, bei den 3-D-Technologien, in der Robotik sowie in der Labortechnik. Eigentlich also hervorragende Aussichten.
Ebenso bewegte sich die deutsche Textil- und Modeindustrie gut gerüstet ins neue Jahrzehnt. Beim Neujahrsempfang des Gesamtverbands textil+mode mit rund 200 Gästen zum Auftakt der Berliner Fashion Week versprach Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Mazura: „Die Unternehmen der deutschen Textilindustrie haben Zukunftslösungen für den Green Deal Textil. Jetzt geht es um richtige industriepolitische Weichenstellungen!“
Druck und Medien sowie Gesamtmetall eher verhalten
Etwas zurückhaltender äußerte sich dagegen der Bundesverband Druck und Medien e. V., bvdm. Trotz durchwachsener Gesamtjahresaussichten und einer eingetrübten Stimmung zu Beginn des Jahres stieg der vom Bundesverband Druck und Medien berechnete Geschäftsklimaindex aber im Februar gegenüber Januar saisonbereinigt um 2,7 Prozent. Im Vorjahresvergleich legte der Index sogar um 4,4 Prozent zu und erreichte mit 102,4 Punkten das höchste Niveau seit Dezember 2018.
Lediglich der Arbeitgeberverband Gesamtmetall vermeldete eher schlechte Zahlen. 2019 hatte die Produktion im Durchschnitt der Monate Oktober und November saisonbereinigt um zwei Prozent unter dem Wert des dritten Quartals gelegen. Damit war klar, dass die Metall- und Elektroindustrie das Jahr mit einem Minus von gut fünf Prozent in der Produktion abschließen würde – immerhin das größte Minus seit der Wirtschaftskrise 2009. Dementsprechend verhalten auch die Aussicht auf 2020, für das Gesamtmetall-Chefvolkswirt Dr. Michael Stahl bestenfalls eine Stagnation der Zahlen erwartete.
Mit Corona kamen die schlechten Nachrichten
Tatsächlich waren die Zahlen für 2019 gesamtwirtschaftlich nicht sonderlich gut. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 2019 nur um 0,6 Prozent höher als 2018. Zwar wuchs die deutsche Wirtschaft damit im zehnten Jahr in Folge, verlor aber deutlich an Schwung (preisbereinigtes BIP 2017: 2,5 Prozent, 2018 1,5 Prozent).
Dazu passt, dass der Stromverbrauch 2019 nach vorläufigen Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) um 2 Prozent gesunken ist. Der Rückgang ist vor allem auf die konjunkturelle Abschwächung zurückzuführen. Die Industrie, mit einem Anteil von fast 46 Prozent größter Stromverbraucher, hat bereits seit Monaten aufgrund der schwächeren Wirtschaftslage einen geringeren Strombedarf. Der Gasverbrauch legte 2019 hingegen um 3,3 Prozent zum Vorjahr zu.
In Sachen Außenhandel lag Deutschland immerhin nach wie vor an der Weltspitze: 223,6 Milliarden Euro sind eine außerordentliche Bilanz, auch wenn das Plus der Exporte mit 0,8 Prozent weit niedriger als in den Vorjahren ausfiel. 2018 lag der Wert noch bei 3 Prozent. Dennoch: Dadurch beendeten auch die staatlichen Haushalte das Jahr 2019 nach vorläufigen Berechnungen zum achten Mal in Folge mit einem Überschuss, der mit 49,8 Milliarden Euro nicht ganz an das Rekordergebnis von 62,4 Milliarden Euro im Jahr 2018 heranreicht.
Trotzdem gingen die Experten davon aus, dass 2020 ein besseres Jahr als 2019 werden würde. Doch alle Prognosen für das Jahr waren spätestens seit Mitte März überholt. Denn die Coronapandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen bedeuteten einen schlagartigen wirtschaftlichen Einschnitt – nicht nur für die Wirtschaft in Deutschland, sondern weltweit.
Stärkste Rezession seit der Finanzkrise 2009
Mittlerweile steht fest, dass Corona die deutsche Wirtschaft stark getroffen hat – und damit auch alle Branchen der bei der BG ETEM versicherten Betriebe. Für das 2. Quartal 2020 betrug der Rückgang der Wirtschaftsleistung 10,1 Prozent zum Vorquartal und sogar 11,7 Prozent zum Vorjahresquartal. Für das gesamte Jahr 2020 rechnet das IWH mit einen Rückgang des BIP von 5,1 Prozent. Allerdings gibt es inzwischen auch wieder Grund zu Optimismus: So legte die Industrieproduktion mit einem Plus von 11,1 Prozent im Juni den zweiten Monat in Folge deutlich zu. Allerdings liegt die wirtschaftliche Aktivität immer noch spürbar unter dem Vorkrisenniveau.
Menschen verbringen momentan mehr Zeit zuhause, daher steigt auch der private Wasserverbrauch. Der gewerbliche dagegen sinkt.
Auch die Energiewirtschaft spürt die Krise der Gesamtwirtschaft. Denn die Folgen eines starken Rückgangs der Wirtschaftsleistung betreffen auch die Versorger. Die Nachfrage nach Energie sei signifikant zurückgegangen, vermeldete der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW). Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern war der Verbrauchsrückgang in Deutschland aber noch mäßig. Im Mai und Juni waren teilweise wieder deutliche Aufholbewegungen erkennbar. Gegenüber dem Mittel der Jahre 2016 bis 2019 beträgt die Minderung des Verbrauchs aber derzeit weiterhin knapp 10 Prozent.
Beim Trinkwasser gibt es zurzeit einen deutlichen Mehrverbrauch im Bereich Haushalte, da viele Menschen deutlich mehr Zeit zuhause verbringen und auch von dort aus arbeiten. Dagegen wird ein Mindergebrauch beim Kleingewerbe wie kleineren Geschäften und Dienstleistungen aufgrund von teilweisen Schließungen verzeichnet. Auf die Qualität der Energie- und Wasserversorgung in Deutschland habe das Coronavirus derzeit aber keine Auswirkung, so der BDEW. Denn im Rahmen ihres Krisen- und Notfallmanagements hätten die Versorger Prozesse aufgesetzt, die regelmäßig getestet, geprüft und evaluiert würden. Diese griffen auch im Fall einer Pandemie. Außerdem nutze die Energie- und Wasserwirtschaft in weiten Teilen Fernwirktechnik und verfüge über einen hohen Automatisierungsgrad.
Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. (textil+mode)
Die Maskenproduktion reichte nicht, um die Umsatzrückgänge zu kompensieren.
Für die deutsche Textilindustrie war die Coronakrise schnell mit dramatischen Folgen verbunden: Globale Lieferketten rissen, fehlende Lieferungen von Rohstoffen oder Garnen ließen die Bänder stillstehen, die großen Autobauer stoppten ihre Produktion mit schweren Folgen für die Zulieferer aus der Textilindustrie und der stationäre Bekleidungshandel kam nahezu zum Erliegen.
Mittlerweile geben die Lockerungen der Schutzmaßnahmen Anlass zu moderater Hoffnung – wenn es nicht zu einem weiteren Lockdown kommt. Die Branche zeigt sich in der Krise besonders ideenreich: Neben der Produktion von Schutzausrüstung und Schutzmasken arbeitet sie auch an neuen Produkten für den Gesundheitsmarkt. Beispiele sind künstliche Haut zum einfacheren Testen von Desinfektionsmitteln. Oder textile Materialien, die eine antibiotische Wirkung haben – wie Garne aus Chitosan, das Bestandteil von Krebspanzern ist und über antibakterielle Eigenschaften verfügt. Außerdem produzierte die deutsche Textil- und Modeindustrie im Mai rund 22 Millionen Masken pro Woche. Die Lage der Branche bleibt dennoch verheerend – vielen mittelständischen Betrieben droht das Aus.
Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. (textil+mode), Dr. Uwe Mazura: „Trotz der enormen wirtschaftlichen Probleme sind fast die Hälfte unserer Unternehmen in die Maskenproduktion eingestiegen, um ihren Beitrag für den Gesundheitsschutz zu leisten. Es ist beeindruckend, wie schnell unsere Unternehmen trotz aller Probleme neue Lieferketten aufgebaut, Produkte entwickelt und zum Teil auch für den medizinischen Gebrauch zertifiziert haben. Die Produktionszahlen bei Masken dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage in der Textilindustrie durch den Shutdown als desaströs bezeichnet werden muss. Viele Unternehmen kämpfen um ihre Existenz und wissen nicht, wie sie über die nächsten Wochen kommen sollen.“ Rund 80 Prozent der Unternehmen haben Kurzarbeit beantragt.
Für den Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie ist mit dem Konjunkturpaket aber eine gute Grundlage für die wirtschaftliche Erholung gelegt. Nach Einschätzung der Textil- und Modeindustrie ist der Branche mit einer Mehrwertsteuersenkung um drei Prozentpunkte allein jedoch nicht geholfen. „Die Dimension der Krise ist nach der wochenlangen Schließung der Läden so groß, dass die Unternehmen der Textil- und Modeindustrie unbürokratisch Zugang zu den Überbrückungshilfen für coronabedingte Umsatzausfälle haben müssen“, so Uwe Mazura.
Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e. V. (SPECTARIS)
Selbst die Medizintechnikindustrie ist von der Coronakrise betroffen.
Sehr viel weiter nach unten musste leider SPECTARIS seine hohen Erwartungen vom Jahresbeginn korrigieren. Der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik erwartet in der Gesamtbilanz in allen Zweigbranchen Rückgänge. Ende März stufte SPECTARIS die Bewältigung der Coronakrise als historische Herausforderung ein. Der Verband und seine Mitglieder bemühen sich seitdem intensiv, die Angebote der Medizin- und Labortechnikbranche mit dem aktuellen Bedarf zu verknüpfen.
Einen Monat später bewertete die Branche die eigene Situation jenseits von Beatmungsgeräten und Intensivbetten als brenzlig. 61 Prozent der von SPECTARIS befragten Medizintechnikunternehmen verzeichneten eine deutlich geringere Produktnachfrage. Auch in den Lieferketten machte sich die Pandemie bemerkbar: Über logistische Engpässe klagen 47 Prozent, 42 Prozent über fehlende Zuliefererprodukte. „Auch wenn die mediale Diskussion häufig einen anderen Eindruck vermittelt, bleibt die Medizintechnikindustrie von den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise keineswegs verschont. Das Umfrageergebnis unterstreicht die Verunsicherung insbesondere der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die Produkte herstellen, die nicht unmittelbar zur Bekämpfung der Pandemie benötigt werden“, betonte Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei SPECTARIS.
„Auch wenn die mediale Diskussion häufig einen anderen Eindruck vermittelt, bleibt die Medizintechnikindustrie von den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise keineswegs verschont.“
Mathis Kuchejda, Vorsitzender der Analysen-, Bio- und Labortechnik bei SPECTARIS
Ebenso standen 57 Prozent der befragten Unternehmen der Analysen-, Bio- und Labortechnikindustrie einer verschlechterten Geschäftslage gegenüber. „Obwohl viele unserer Unternehmen für Tests und Impfstoffentwicklung stark gefordert sind, bleibt die Branche als ganze von den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise keineswegs verschont. Ohne Normalisierung der Nachfrage- und Lieferbeziehungen könnten sich die befürchteten Rückgänge noch verschärfen, und zahlreiche Existenzen wären gefährdet“, betonte Mathis Kuchejda, Vorsitzender der Analysen-, Bio- und Labortechnik bei SPECTARIS.
Für rund 75 Prozent der Hersteller augenoptischer Güter in Deutschland verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage nach dem Rekordjahr 2019 aufgrund der Coronakrise sprunghaft. 90 Prozent berichten von einer deutlich schwächeren Nachfrage, fast 80 Prozent hatten Mitte April Kurzarbeit beantragt, wie aus einer Onlineumfrage von SPECTARIS hervorging.
Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V. (Gesamtmetall)
„Entscheidend wird sein, wie lange die Krise dauert“ – das Zitat von Gesamtmetall-Präsident Dr. Rainer Dulger in der Zeitung Die Welt aus dem Juni 2020 kann als allgemeingültig für die Gesamtsituation aller Branchen und Verbände gewertet werden. Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall weiß besonders, wovon er spricht: „Von einer Normalisierung sind wir weit entfernt. Nahezu alle Unternehmen unserer Industrie sind inzwischen von der Krise betroffen. In unserer Mai-Umfrage unter 1.400 Mitgliedern geben fast alle an, dass ihre Produktion beeinträchtigt ist. 40 Prozent sagen sogar, dass sie stark oder sehr stark eingeschränkt sind. Da kommen wir so schnell nicht raus.“
Für die Betriebe des Verbands scheinen Entlassungen unausweichlich: „In der Finanzkrise 2009 haben wir zwar gesehen, dass die Betriebe es selbst bei zehn Monaten Kurzarbeit geschafft haben, die Arbeitsplätze zu erhalten, weil das Geschäft danach zügig wieder anzog. Aber diesmal ist es anders: Wir steckten schon vorher in der Rezession und dann kam Corona noch hinzu.“ Insgesamt rechnen die Unternehmen nicht mit einer schnellen Erholung. Dass der Stand von vor der Coronakrise bis Ende 2020 erreicht wird, sagen nur 20 Prozent. 35,6 Prozent gehen davon aus, dass das erst im Verlauf des Jahres 2021 erreicht wird. Für 44,3 Prozent ist das Ende der Krise derzeit noch gar nicht absehbar.
Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH)
Deutlich besser als erwartet kommen die Elektrohandwerke durch die Krise: Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), der die Interessen von mehr als 50.000 Unternehmen aus den drei Handwerken Elektrotechnik, Informationstechnik und Elektromaschinenbau vertritt, konnte in einer zweiten Umfrage im Mai viele positive Anzeichen der Erholung verbuchen.
Schon im März – zwei Wochen nach Beginn des Shutdowns – zeichnete sich ab, dass die Pandemie die E-Handwerke weniger hart trifft als andere Branchen und Gewerke. Zwar verzeichnete ein hoher Anteil der befragten Betriebe in den ersten Wochen Umsatzrückgänge, viele profitierten jedoch noch von zum Teil beachtlichen Auftragspolstern.
Die im Mai erfolgte Befragung lieferte ein differenzierteres Bild: So sank die Zahl der Betriebe, die Umsatzrückgänge beklagen ebenso wie der durchschnittliche Umsatzrückgang. 46,7 Prozent der Betriebe verzeichnen Umsatzverluste, bei der ersten Befragung waren es noch 58,6 Prozent. Nur 1,7 Prozent der Betriebe waren überhaupt von Schließungen betroffen. Möglich war das nicht zuletzt, weil das Bundesinnenministerium die Elektrohandwerke auf Betreiben des ZVEH bereits Ende März für systemrelevant erklärt hatte.
Auf erfreulich niedrigem Niveau bleibt bei den Elektrohandwerken die Zahl der Unternehmen, die Kurzarbeit angeordnet haben. 13,8 Prozent der Befragungsteilnehmer gaben an, Kurzarbeit angemeldet zu haben. Dies stellt nur einen geringfügigen Anstieg gegenüber März (13,1 Prozent) dar. Insgesamt wurden staatliche Hilfen in geringerem Umfang in Anspruch genommen, als es nach den Umfrageergebnissen im März zu erwarten gewesen wäre.
Die Ergebnisse der zweiten Umfrage zeigen allerdings auch, dass die Krise die Elektrotechniker weniger stark trifft als die Informationstechniker und Elektromaschinenbauer: Letztere haben im Vergleich größere Umsatzeinbußen, mussten häufiger Kurzarbeit anmelden und Staatshilfen beantragen. Verschärft hat sich in einigen Bereichen auch die Beschaffungsproblematik. Im Mai gaben 43,8 Prozent (März 2020: 30,7 Prozent) der Unternehmen an, zum Teil Probleme bei der Beschaffung von Material zu haben. Am schwerwiegendsten waren die Engpässe bei Produkten im Bereich Beleuchtung, gefolgt von Produkten aus den Bereichen Gebäudeautomation und Elektrogeräte.
„Es gab Signale aus den Unternehmen, dass die Situation weniger angespannt ist, als zu erwarten war. Unsere aktuelle Umfrage bestätigt, dass die Elektrohandwerke sich bereits von der Krise zu erholen beginnen.“
Ingolf Jakobi, Hauptgeschäftsführer ZVEH
„Als wir die Ergebnisse unserer ersten Befragung vorliegen hatten, gingen wir noch davon aus, dass sich die Auswirkungen der Coronakrise auf unsere Innungsmitglieder verschärfen würden. Tatsächlich aber gab es schon wenig später trotz des Shutdowns vermehrt Signale aus den Unternehmen, dass die Situation weniger angespannt ist, als es zunächst zu erwarten war. Unsere aktuelle Umfrage bestätigt, dass die Elektrohandwerke sich bereits von der Krise zu erholen beginnen“, so ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi, „allerdings ist auch das nur eine Momentaufnahme, da niemand vorhersagen kann, ob sich die momentane Entspannung bei der Pandemieentwicklung in Deutschland fortsetzt.“
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI)
Die Elektrohandwerke kommen vergleichsweise gut durch die Krise.
Groß sind die Sorgen auch weiterhin in der deutschen Elektroindustrie. Sie verzeichnete schon im Januar 2020 ein Minus von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – ohne dass hier bereits Effekte des Coronavirus enthalten gewesen wären. „Die verhaltene Ordertätigkeit 2019 hat sich mit Beginn dieses Jahres zunächst einmal fortgesetzt“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann am 10. März. Es gelang also nicht, die schwachen Zahlen des Vorjahrs deutlich zu verbessern.
Am 9. April vermeldete ZVEI dann eine rapide Verschlechterung der Stimmung. In den ersten März-Wochen wurden die Produktionspläne stark abwärts revidiert. 28 Prozent der Elektrofirmen planten schon zu diesem Zeitpunkt mit Kurzarbeit. Die Zahl der angezeigten Kurzarbeiter schnellte von unter 5.000 im Februar auf knapp 18.000 Anfang März hoch. „In nächster Zeit dürfte sich der Anstieg entschieden weiter beschleunigen“, warnte Andreas Gontermann. „Zur Erinnerung: In der Finanzkrise waren zeitweise mehr als 170.000 Branchenbeschäftigte in Kurzarbeit.“
Fielen der Rückgang im Außenhandel im ersten Quartal noch moderat aus, brach die Konjunktur zu Beginn des zweiten Quartals deutlich ein. Im April 2020 lagen die Auftragseingänge um insgesamt 20,8 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Die Inlandsbestellungen gingen um 18,4 und die Auslandsaufträge um 22,7 Prozent zurück. Mit 31,1 Prozent war das Minus bei den Bestellungen aus der Eurozone besonders ausgeprägt. Kunden aus Drittländern orderten im April 17,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
„Der Rückgang war heftig, er kam aber – auch in dieser Größenordnung – nicht mehr wirklich überraschend, denn schließlich war der April nicht nur in Deutschland und Europa der Lockdown-Monat schlechthin“, so der ZVEI-Chefvolkswirt. Die Krise werde ein deutliches Minus hinterlassen. ZVEI-Präsident Michael Ziesemer: „Wie hoch dieses am Ende genau sein wird, können wir angesichts des sehr hohen Grades an Unsicherheit noch nicht wirklich sagen. Aber es ist durchaus möglich, dass wir im Durchschnitt dieser breiten Branche auf Jahressicht Umsatzeinbußen in der Größenordnung von zehn Prozent werden hinnehmen müssen“.
Bundesverband Druck und Medien e. V. (bvdm)
Läuft es gesamtwirtschaftlich schlecht, leidet auch die Druckindustrie.
Nach der coronabedingten Absage des Deutschen Druck- und Medientags 2020 im März vermeldete der Bundesverband Druck und Medien e. V. (bvdm) in seinem Konjunkturtelegramm vom April 2020 einen steilen Absturz des Geschäftsklimas auf ein Zehnjahrestief. Der Index fiel gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 16 Prozent – das ist der stärkste Rückgang des Indexes seit Februar 1991. Im Vorjahresvergleich verlor der Index saisonbereinigt sogar 18,3 Prozent. Entscheidende Gründe hierfür war die stark rückläufige Nachfrageentwicklung der Branche.
Erfreulicherweise führten die Hoffnungen auf eine baldige konjunkturelle Normalisierung im Mai zu deutlich optimistischeren Erwartungen. Mit Lockerungen der Kontakteinschränkungen und zunehmender Erholung des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens steigt auch der Bedarf an Druckprodukten wieder an und sichert das Überleben von Betrieben. Allerdings zeigen die Ergebnisse von zwei bvdm-Kurzumfragen, dass der Branchenumsatz im Jahr 2020 durchschnittlich rund 25 Prozent unter dem Vorjahresumsatz liegen dürfte.
Die Umfrageergebnisse belegen allerdings auch, dass die Branche vergleichsweise widerstandsfähig ist. So gehen trotz des aktuell schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes rund 53 Prozent der Unternehmen davon aus, ihre wirtschaftliche Existenz unter den momentanen Bedingungen für mehr als 6 Monate aufrechterhalten zu können. Für vorsichtigen Optimismus der Unternehmen in der Druckbranche sprechen auch die geplanten Investitionen: Gaben in der April-Umfrage noch 72 Prozent an, Investitionen gegebenenfalls zu verschieben beziehungsweise zu streichen (45 Prozent), so zogen im Juni nur noch 55 Prozent der Befragten eine Investitionsverschiebung sowie 27 Prozent eine Streichung in Betracht.
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